Kunst ist per definitionem (und laut meines dtv-Lexikons, Band 11, Kri–Mace) >>die gestaltende Tätigkeit des schöpferischen Menschengeistes in Architektur, Plastik, Malerei, Grafik, Kunsthandwerk (bildende Künste), in Musik, Dichtung, Theater, Tanz; oft als Gegensatz zur Natur, dem Selbstgewachsenen, und zum Handwerk, dem technisch Nachschaffenden.<< Und weiter heißt es:
>>Das Kunstschaffen entspringt einem Urtrieb (Gestaltungs-, Spiel- und Nachahmungstrieb). In der Frühzeit, auch noch in den Hochkulturen, stand die Kunst lange in engster Beziehung zu Glaube und Kult; (…) Die zunehmende Lockerung der religiösen Bindungen zeitigte die Ablösung der Kunst von der Religion und ihre Verselbständigung unter rein ästhetischen Antrieben. (…) Für das Verständnis und die Deutung eines Zeitalters ist die Kunst aufschlussreich, da sein Gestaltungswille in ihr ununterbrochen zum Ausdruck kommt und geistige Wandlungen sich in der Kunst oft am frühesten ankündigen.<<
(Drei Absätze darunter wird übrigens erwähnt, worum es sich bei einem Kunstdarm handelt: >>Wursthülle aus Cellophan (…)<< Auch nicht uninteressant!)
Die nächste Frage ist: Wann ist Kunst gut? Beziehungsweise wertvoll. Das ist eigentlich viel entscheidender, aber auch komplizierter zu klären. Ein Anhaltspunkt ist dieser: Je mehr man sich in eine Thematik vertieft, sprich: sie studiert - und das nicht nur an der Kunsthochschule (>>Hochschule zur Ausbildung von Künstlern<<, dtv-Lexikon, Seite 52, eben jener Band Kri–Mace) -, desto mehr Wissen und Einsicht gewinnt man über sie. Es ist unumgänglich, Techniken zu erlernen, Erfahrungen zu sammeln und Vergleiche anzustellen. Zwar handelt es sich nicht um eine konkrete Wissenschaft – der alte Streit zwischen der Natur- und Geisteswissenschaft kommt hier wieder auf den Tisch, aber die Diskussion sollte nun wirklich jeden langweilen, der 20 Semester an der Uni gehockt hat, um sich die Sülze anzuhören -, doch auch Kunst ist in gewisser Weise mess-, wenn auch nicht statistisch und empirisch wissenschaftlich zufriedenstellend erfassbar. Und Letzteres soll sie auch gar nicht sein, da Statistiken und damit Zahlen dem Wesen der Kunst konträr gegenüberstehen, ja, kontraindiziert sind. >>Erfühlbar<< wäre ein besseres Wort, oder vielleicht >>erfahrbar<<.
>>Kunst ist das, was der Künstler tut<<, heißt es ja manchmal, doch dieser Satz wirft im Grunde mehr Fragen auf als er beantwortet, denn WER ist denn ein Künstler? Der, der es an einer Kunsthochschule studiert hat, der beflissene Autodidakt, die Hausfrau, die nach Abwechslung lechzt und einen Malkurs besucht? Derjenige, der sich selbst so nennt, oder der, der in der Künstlersozialkasse versichert ist? Für die Künstlersozialkasse und das Finanzamt ist man nur dann ein anerkannter steuerzahlungspflichtiger Künstler, wenn man soundsoviel mit dem Verkauf seiner Machwerke verdient. Also geht es doch nur wieder um Geld? Zumindest von Amts wegen, ja. Alles andere würde nämlich als >>Liebhaberei<< bezeichnet, obwohl auch das eine Kunst sein kann. Der Liebhaber zeichnet sich ja nicht nur dadurch als solcher aus, dass er etwas lieb hat, sondern er verfügt oft auch über eine großartige Kunstfertigkeit im Umgang mit den Dingen, Damen, Herren, Geschlechtsorganen…
Himmel, ich komme völlig vom Thema ab. Aber ich behalte meinen roten Faden im Auge, keine Angst. Der Künstler ist meines Erachtens ein Mensch, der gar nicht anders kann, als Dinge zu kreieren. Er steht quasi unter einem Schaffenszwang, einem beständigen Drang, der ihn treibt, Dinge zu tun, die andere Menschen für völlig überflüssig halten. Trotzdem hängen diese anderen Menschen sich gern auch mal ein Bild an die Wand. Wenn es passend zum Sofa oder zur Wandfarbe sein soll, ist der >>echte<< Künstler erbost, denn er schafft nicht für Dekorationszwecke, sondern um sich selbst zu verwirklichen, um sich in eine eigene Welt zu flüchten, um sich zu beweisen, um etwas Neues zu erfinden, womöglich auch, um eine Message rüberzubringen, die die Normalsterblichen erst Jahre später verstehen.
Text & Foto: (c) KBOTHA 2013