Donnerstag, 8. Dezember 2011

KUNST - oder kindliche Kleckserei?

KRISTINA BOTHA über unwissende Betrachter und deren Kommentare

Wohl jeder Künstler hat sie schon zu hören gekriegt: die dumm-dreisten Kommentare von selbst ernannten Kunstexperten, die doch von Kunst keine Ahnung haben. Ein oft gebrauchter Vorwurf ist, moderne Malerei sehe aus wie die Schmiererei eines Kindes - was im Übrigen auch als Kompliment zu würdigen wäre, wenn man nicht genau wüsste, das es nicht so gemeint ist. "Das kann ich auch", denkt sich so mancher und würdigt die Ausbildung und den Lebenszweck eines Künstlers damit hemmungslos herab. Wer meint, er müsse etwas Kluges sagen, sollte auch klug sein, etwas von der Materie verstehen und nicht behaupten, jeder Depp wäre in der Lage ohne Können gute Kunst zu schaffen! Andernfalls wäre Schweigen eine Alternative.
Aus der Unwissenheit hinaus ins Licht:
>>In the Middle of Nowhere, you will find Everything<<
Mischtechnik, KBOTHA 2011


Kunst hat sehr wohl mit Können zu tun und ist nicht nur Geschmackssache! OBACHT! Jeder, der einen geschulten Blick auf Kunst, wir reden ja in diesem Fall von Malerei, hat, erkennt an einem Exponat sofort, ob der Künstler was "kann", nämlich schon allein an der Technik. Ein Hobbymaler oder Laie wird niemals die malerischen Techniken draufhaben wie ein "gelernter" (ob studierter oder durch Schülerschaft geprägter) Maler. Und das sieht man. Man sieht es an der Komposition, am Ausdruck, am Auftrag der Farben, an dem Umgang mit grafischen Elementen, an der Pinselführung. Da scheidet sich dann die Spreu vom Weizen. Eine andere Sache ist, ob mir persönlich eine Arbeit gefällt, was Inhalt, Thema oder Farbgebung angeht. Das hat aber nichts damit zu tun, ob der Maler begabt ist oder nicht. Ein "künstlerisch wertvolles" Bild kann durchaus häßlich erscheinen. Es ist nicht Aufgabe der Kunst, dekorativ zu sein.

Man muss sich nicht nur mit dem Handwerk und der Technik der Malerei auseinandersetzen, zumindest theoretisch, sondern vor allem mit der Kunstgeschichte, gerade mit den Strömungen der jüngsten Kunstgeschichte des 20. Jahrhunderts, um ungegenständliche Malerei zu verstehen. Die Leute haben sie immer noch nicht begriffen, auch wenn wir mitten in Europa doch alle angeblich so kultiviert und gebildet sind. Die Dummen sterben jedoch nie aus, und es ist auch ihr gutes Recht, dumm zu bleiben, wenn ihnen nichts anderes möglich ist.
Ein guter, ein "wahrer" Künstler unterscheidet sich vom Laien in seinen Ideen, seinem Antrieb, seinem ganzen Drang, sich künstlerisch auszudrücken, und zwar möglichst täglich und kontinuierlich über Jahre, in denen die Arbeit zum Selbstzweck wird, und auch dem Drang, sich auch auf einem schon hohen Niveau immer weiter Können raufzuschaffen und eben nicht nur zu klecksen. Wenn jemand das nicht sehen kann, entlarvt er sich selbst als Unwissender in diesem Bereich. Was nichts Schlimmes ist. Vielleicht kann er dafür was anderes gut. Ich finde nur, man sollte in Fällen, in denen man keine Ahnung hat, lieber den Mund halten. Alles andere ist dumm und Selbstüberschätzung und peinlich. In jedem anderen Beruf wäre das ein Unding. Man erklärt auch dem Arzt, Anwalt oder Astronauten nicht seinen Beruf, wenn man Laie ist.

Gute Malerei hat heute nichts mehr mit der naturgetreuen Abbildung der Realität zu tun! Dafür gibt es Fotos. Und trotzdem haben die besten Maler vor ihrem Weg in die Abstraktion das Zeichnen nach der Natur gelernt, weil es nun einmal zur Ausbildung gehört. Sich zu reduzieren auf die ESSENZ von Farbe als DEM Werkzeug des Malers, und schließlich auch der Form, die die Farbe ordnet - oder eben nicht - ist eine Kunst.

Oder wie ein Comic es schön vermittelte: Ein Museumsbesucher steht vor einem abstrakten Gemälde und denkt: "Das kann ich auch!" und das Bild antwortet: "Kannst du nicht!" Ich rate jedem, der meint, er könne abstrakte Kunst am Fließband und in zwei Minuten produzieren, es selbst einmal zu versuchen. Dann wird er nämlich schnell merken, wie enttäuschend das Ergebnis ohne Hintergrundwissen und Erfahrung sein wird. Es wird nichtssagend oder gar peinlich sein wie ein schlechtes Gedicht. Ich selbst habe länger darum gekämpft, abstrakte Kompositionen hinzubekommen als herkömmliche Porträts oder Landschaften. Die Realität abzubilden, ist gar nichts! Das kann man üben. Aber solcherlei Fleißarbeiten passen nicht in die aktuelle Kunst. Denn die entwickelt sich wie alles im Leben weiter. Und es geht nicht zuletzt auch um den Ausdruck des inneren Sehens und Fühlens, ob die Arbeiten eine Seele haben, die beim Rezipienten eine Saite zum Klingen bringt. Darum ist gute Kunst auch kein Massenartikel, der immer gleich aussieht, wie die Fertigdrucke (es geht nichts über das Original, und jedes Original ist einzigartig), die es bei Karstadt oder im Baumarkt zu kaufen gibt. Jeder Mensch und jeder Künstler ist anders, und so ist auch der Selbstausdruck eines jeden Künstlers unterschiedlich, der sich in seinem eigenen Stil im Allgemeinen und in seinen Arbeiten im Speziellen widerspiegelt.

>>Zwei Blumen<<, Mischtechnik auf Pappe, KBOTHA 2011


Dienstag, 29. November 2011

New Abstracts

The Smell of Flowers
70 x 100 cm
Mixed on Canvas
KBOTHA 2011

The Breath of Weather turning
50 x 70 cm
Mixed on Canvas
KBOTHA 2011

Composition pink and green
50 x 60 cm
Mixed on Canvas
KBOTHA 2011
sold

Landschaften in Öl

Island, Lavafelsen 
Öl auf Leinwand
KBOTHA 2011

Island, Haus am Fjord
Öl auf Leinwand
KBOTHA 2011

Sylt, stürmische Nordsee an einem Novembermorgen
Öl auf Leinwand
KBOTHA 2011

Montag, 17. Oktober 2011

Über die Inspiration

von KRISTINA BOTHA

Die Kunst ist eine unwillige Geliebte, manchmal ist sie geradezu ein Kreuz, das man sein Leben lang mit sich herum schleppt. Kein Künstler kann arbeiten, wann ER will, sondern wenn es der Kunst einfällt, vorbeizuschauen, die Inspiration im Schlepptau.

Da ist dieses Kapitel, das man eigentlich schreiben muss, aber nicht will, diese Skulptur, die in die Breite wächst anstatt in die Höhe, dieses Bild, das misslingt, weil man nicht „in the mood for“ war. Man raucht und starrt und trinkt und zetert – und könnte es doch gleich lassen, weil die Ergebnisse entsprechend niederschmetternd sind. Nach einem uninspiriertem Versuch, künstlerisch zu arbeiten, bleibt man meist mit einem verhunzten Werk und einem angeknacksten Selbstbewusstsein genervt zurück.

Die Inspiration kann nicht gerufen werden; man muss auf sie warten. Wenn man Glück hat, stellt sich der Hunger beim Essen ein und die Muse küsst ein während der Arbeit, die man unmotiviert aus Pflichtgefühl begonnen hat. Darauf ist aber kein Verlass!
Manchmal überrascht einen die Inspiration nach ein paar Gläsern Wein, doch dann ist sie unberechenbar in ihrer Wirkung, mal genial, mal geradezu desaströs. Es gibt nicht wenige Maler, die Bilder, die bereits vollendet waren, ruiniert haben, nachdem sie betrunken ins Atelier kamen und dachten, dass man noch etwas verbessern müsse.

Ein Zauberwort ist Zeit. Ein anderes Freiheit. Zeit, die man haben muss, damit sich etwas entwickeln kann, damit Ideen reifen können, in einem Raum, innerlich wie äußerlich frei, ungebunden von alltäglichen Verpflichtungen. Man halte sich selbst bei exzellenter Laune in kraftspendender Abgeschiedenheit und bündle seine Energien, um sie auf das Wesentliche, die Kunst, zu richten.

Doch der Gang unter die Menschen bleibt einem nicht erspart und ist sogar erwünscht, besteht doch das Leben aus Lösen und Binden. Neue Situationen, Werke anderer Künstler, Besuche von Galerien und Museen, neue Freunde, die damit verbundenen neu erblühten Gefühle, nahe Reiseziele und ferne Länder und die dort anzutreffenden Landschaften sowie die geistige Beweglichkeit, sich auf das Neue einzustellen und es zu begrüßen, bilden den lebenspendenden Boden für jede Kreativität.

Wie man ein Tattoo bis zur Heilung pflegt

von KRISTINA BOTHA
Sonnenblume, PL-Symbol
 und Mond-und Sterne-Mini-Kosmos
auf lieber Freundin (c) KBotha

Darüber, wie man ein frisch gestochenes Tattoo versorgt und es bis zur Heilung pflegt, gibt es so viele Anleitungen, wie es Tätowierer gibt. Im Folgenden schildere ich das, was sich für mich in den vergangenen Jahren bewährt hat.


1. 
Den üblichen Verband aus Frischhaltefolie spätestens nach 6 Stunden entfernen. Wenn man den Verband erst spät am Abend angelegt bekommen hat, kann man auch damit schlafen, sollte ihn aber nach dem Aufstehen abmachen. Im Laufe der Jahre bin ich mehr und mehr davon abgekommen, Verbände aus Frischhaltefolie anzulegen, den die Haut kann darunter nicht atmen und dadurch kann die sowieso schon verletzte Haut noch mehr Irritationen bekommen. Im Idealfall verbinde ich ein Tattoo sogar gar nicht mehr, aber das ist nicht immer möglich, denn man muss ja irgendwann mal schlafen und läuft in den ersten zwei Tagen Gefahr, am Bettlaken festzukleben. Ich bevorzuge dann sterile Ölverbände aus der Apotheke, oder man nimmt ein sauber ausgekochtes weiches Baumwolltuch, zum Beispiel ein Herrentaschentuch, zum Verbinden, darunter kommt ordentlich Salbe, und sollte am nächsten Morgen was kleben, einfach Wasser drüber, dann löst sich das Tuch. Regelmäßiges Abduschen des Tattoos ist sowieso angesagt - Vollbäder bitte nicht.
2.
Erst Hände waschen und dann das Tattoo vorsichtig mit lauwarmen Wasser und milder Seife abspülen. Am besten eignet sich tatsächlich grüne Seife (z.B. BUDNI). Das hört sich erst mal komisch an, weil grüne Seife heutzutage in Drogerien unter den Putzmitteln steht; tatsächlich ist es aber Seife in Reinform mit dem Vorteil, dass sie flüssig ist und nicht brennt wie Kernseife am Stück. Green Soap ist übrigens DAS Mittel der Wahl bei Tätowierern. Hört sich besser an als "grüne Seife", meint aber das Gleiche. Seifenbäder mit grüner Seife werden auch heute noch wegen ihrer stark desinfizierenden Wirkung von Hautärzten bei allen möglichen entzündlichen Hautkrankheiten verordnet (z.B. Nagelbettentzündung). Das Tattoo sollte nicht geschrubbt, die austretende Farbe nur sanft weggewaschen werden. Dass Farbe und Wundwasser in diesem Stadium austreten, ist vollkommen normal und kein Grund zur Beunruhigung. Mit einem sauberen Tuch oder Kleenex vorsichtig trocken tupfen. Am besten aber an der Luft trocknen lassen. 
3. 
Nach dem Waschen das Tattoo mit Bepanthen oder einer anderen Panthenol-Heilsalbe oder -lotion (beispielsweise Panthenolcreme von Ratiopharm) dünn eincremen. Es gibt in der Apotheke auch Panthenolspray, was den Vorteil hat, dass man die Wunde nicht anfassen muss.
Keine Vaseline, Penaten-, Zink- oder Niveacreme verwenden! (trocknet aus, heilt schlecht)
Eine Creme, die sich bei der Heilung bewährt hat, ist allerdings auch Satina (von Sanex/BUDNI), und manche Leute schwören auf Melkfett oder Ringelblumensalbe. Brand- und Wundgel aus der Apotheke kühlt wunderbar, ist allerdings vielleicht nicht fetthaltig genug. Hier sollte man sich nach den Bedürfnissen der eigenen Haut richten.
Das so versorgte Tattoo sollte jetzt möglichst Luft bekommen, denn an der Luft heilt es besser als unter einem Verband. Ob man das Tattoo so ohne Weiteres „lüften“ kann, hängt natürlich von vielen Faktoren ab: von der Körperstelle, ob man zur Arbeit muss oder schlafen geht usw. WENN es irgend geht, bitte den Verband ab diesem Zeitpunkt weglassen. Falls das nicht geht, das Tattoo dicker eincremen und mit einem sauberen leichten Baumwollstoff bedecken, den man, sollte das Tattoo sehr nässen und der Stoff daher an der Wunde festkleben, nur nass machen braucht (DUSCHE!), um ihn wieder abzuziehen.
Nur in Extremsituationen, in denen man befürchtet, dass die Wunde verschmutzen könnte, wieder einen Verband aus Frischhaltefolie und Tesa oder Malerkrepp anlegen.
Die Folie schützt zwar einerseits optimal, aber darunter kann die Wunde nicht atmen, also nur in Ausnahmefällen anlegen!
Verunreinigungen, die eine Entzündung hervorrufen können, müssen unbedingt vermieden werden, daher immer Hände waschen, bevor man die Stelle berührt, nur saubere Kleidung darüber, Schmutz jeder Art, wie Staub, Tierhaare u. a. strikt meiden, keinen anderen das frische Tattoo berühren lassen.

Das Tattoo wird auf diese Weise in den ersten 3 Tagen versorgt. Alle paar Stunden waschen und eincremen. Eincremen immer sofort, wenn die Haut sich trocken und rissig anfühlt!  In den ersten Tagen kann die Haut um das Tattoo, je nach Körperstelle und Größe der Wunde, gerötet und heiß oder gar geschwollen sein. Dies ist kein Grund zur Beunruhigung. Rötungen und Schwellungen gehören zum Heilungsprozess dazu und verschwinden nach ca. 3 Tagen von selbst. Die Schwellungen kann man mit Eispackungen lindern, aber bitte immer ein sauberes Tuch um das Eis legen, nie direkt auf die Wunde geben, das gilt auch für Kühlelemente. Es ist möglich, dass in den 3 Tagen nach dem Tätowieren immer noch Wundwasser austritt, dies sollte danach aber aufhören.

Die Haut darf nie austrocknen, das Tattoo muss immer geschmeidig gehalten werden!!!

4. 
Nach ein paar Tagen bildet sich eine feine Kruste, die von selbst abgeht. Nicht kratzen oder zupfen, auch wenn es verlockend ist, die Haut abzuziehen. Es besteht die Gefahr, dass sich Farbpartikel lösen.
5. 
Noch einmal: NICHT KRATZEN, auch wenn es juckt. Das Jucken ist ein gutes Zeichen, es bedeutet, dass die Heilung in vollem Gange ist. Das Tattoo nie mit den Fingernägeln oder gar mit schmutzigen Fingern berühren. Hilfreich gegen den Juckreiz ist das Aufsprühen von Thermalwasser (aus der Apotheke).
6.
In den ersten 3 Wochen nach dem Tätowieren keine Sonnenbäder, Solarium, Sauna oder Schwimmbad. Sport kann in Maßen betrieben werden, wenn die Haut nicht zu sehr strapaziert und gezerrt wird. Dies ist auch abhängig von der Größe des jeweiligen Tattoos. Duschen ist jederzeit möglich und auch erwünscht, aber bitte nicht zu lange und zu heiß, weil das Tattoo austrocknen könnte. Kühles Wasser (kein starker Wasserstrahl) wird gerade in den ersten Tagen als sehr angenehm empfunden.
7. 
 Bis zur vollständigen Verheilung (2 bis 3 Wochen) darf kein Schmutz an das Tattoo kommen! Die Haut immer noch regelmäßig eincremen, sie wird auch danach „verlangen“.
8.
Sollte Dir dennoch etwas „seltsam“ vorkommen oder Du noch Fragen zum Heilungsverlauf haben, rufe bitte Deinen Tätowierer an!
9. 
Nach zirka 1- 2 Monaten hat sich die Haut vollständig erneuert. Jetzt erst lässt sich beurteilen, ob das Tattoo nachgestochen werden muss, weil Farbe während des Heilungsprozesses verloren gegangen ist. Falls das Tattoo nachgestochen werden muss, melde Dich bei Deinem Tätowierer so bald wie möglich. Nach Ablauf von 3 Monaten wird das Nachstechen im Allgemeinen wieder kostenpflichtig.
10.
Wer lange Jahre an seinen Tätowierungen Freude haben will, sollte intensive Sonneneinstrahlung unbedingt meiden. Nur mit Lichtschutzfaktor 50 an den Strand. Und selbst das Bräunen mit hohem Lichtschutzfaktor kann unschöne Auswirkungen auf die Malerei haben. Ein Tattoo leidet einfach, wenn die Haut sehr gebräunt wird. Der Künstler kann noch so gut sein, für die Nachsorge sind die Sammler zuständig. Das gilt ja auch für Malerei in Museen :-)

Was man im Haus haben sollte:

Panthenol-Creme oder - Lotion
Grüne Seife / ph-neutrale Seife
Saubere Baumwolltücher 

Saubere Handtücher / Küchentücher /Kleenex
Frischhaltefolie und Malerkrepp oder sterile Ölverbände
Eventuell Kühlelement, Thermalwasser, Wundspray


Dienstag, 11. Oktober 2011

Abstrakt-expressionistische Landschaften

von KRISTINA BOTHA
Clouds over the danish Sea  Oil on Canvas, KBOTHA 2011

Ein Gemälde bildet eine Landschaft ganz und gar anders ab als eine Fotografie, besonders, wenn es sich um ein expressionistisches oder gar abstraktes Bild handelt; es reduziert die Wirklichkeit durch die Abstraktion und verdichtet sie zugleich auf den Punkt genau. Es ist subjektiv durch die Wahrnehmung und Ausdrucksweise des Künstlers gestaltet und farblich oft sehr eindringlich. Eine Fotografie wird – im Gegensatz zu einer abstrakten künstlerischen Arbeit - nie wirklich angezweifelt, man sieht darauf, was vor Ort aufgenommen wurde und liefert daher ein authentisches Abbild. Und doch ist das Foto oft gerade was Authentizität angeht enttäuschend, fehlt doch das Flair des Erlebten, das enthusiastische Gefühl, das beim Betrachten der jeweiligen Landschaft wahrgenommen wurde.

Nicht nur eine Fotografie oder ein naturalistisches Gemälde, auch die Abstraktion von Landschaften in der bildenden Kunst ist für jeden Menschen sofort begreifbar, denn wir alle leben in einer Welt aus Landschaften, die uns umgeben. Das Gehirn nimmt Farben und Formen auf und konstruiert daraus das ihm Bekannte oder nahe Liegende. Farben und Formen erhalten erst durch die Benennung eine reale Bedeutung, und das ist im Abstrakten Expressionismus auch so gewollt, im Gegensatz zur reinen Abstraktion, in der es eher um die Komposition der Farben und Formen geht.

Durch die reduzierte, teilweise geradezu grobe Darstellung der Formen und die Farbigkeit, vermag die abstrakte Landschaft mit Wucht Emotionen zu vermitteln, wie es ein Foto niemals könnte. Es setzt nicht einfach etwas vor, sondern fordert den Betrachter. Da das Unbewusste nur über Bilder korrespondiert, gelangen immer auch die Gefühle und Erfahrungen des Betrachters mit in den Gesamteindruck. Stimmungen, die in einem Gemälde vermittelt werden, können überall auf der Welt vorkommen und sind uns allen bekannt.
Und hierin liegt auch der Reiz der Kunst; sie fordert und fördert die Wahrnehmung, auch der eigenen inneren, sie gibt den Gefühlen Recht und erhebt sich über nüchterne Tatsachen.

Danish Landscape  Oil on Canvas, KBOTHA 2011

Abstract-expressionist landscapes 

by KRISTINA BOTHA

A painting of a landscape is entirely different from a photograph, especially when it is an expressionistic or abstract image. It reduces reality through abstraction and compresses it at the same time exactly to the point. It is shaped by the subjective perception and expression of the artist's color and often very powerful. A photograph is – in opposite to an abstract art work - never really in doubt, you can see what was recorded: an authentic image. And yet, the photo is often just in terms of authenticity disappointing, we miss the flair of the experience, the enthusiastic feeling, which was perceived when viewing the respective area. 

Not just a photograph or a naturalistic painting, the abstract landscape is immediately understandable to everyone, because we all live in a world of landscapes that surround us. Our brain takes on shapes and colors and designs the new from the known or obvious. Colors and forms get a sense because we give it to them, and that is in the abstract expressionism wanted, in opposite to pure abstraction, in which there the composition of colors and shapes matters. 

Because of the reduced, partially crude presentation of shapes and colors abstract landscape can force emotions so deeply – a photo never could! It demands the viewer. The unconscious only corresponds with images, for example in dreams, and that’s the reason why also the feelings and experiences of the viewer become part of the whole impression. Moods which we get from looking at a painting can occur anywhere in the world and we all know them.
And here lies the charm of art, it demands and promotes the perception, even one's own inner feelings, art gives power to our emotions and rises above reality. 

Schriften zur Malerei, copyright KBOTHA 2011

Über die Abstraktion in der Malerei

von KRISTINA BOTHA

Ohne Titel, 30 x 40 cm, KBOTHA 2011

Um sich nicht ständig zu wiederholen und wahrhaftig kreativ zu sein, muss Kunst sich weiter entwickeln. Statt also immerzu die Wirklichkeit abzubilden, was im Zeitalter der Fotografie und des Films eh langweilig wurde, löste sich die bildende Kunst Anfang des 20. Jahrhunderts von der gegenständlichen Darstellung und befasste sich mit dem Kern der Malerei: der Farbe.
Denn es sind die Farben und dann die Formen, die ein Mensch zuerst erblickt – erst danach wird einer Form in einer bestimmten Farbe ein Begriff zugeordnet. Johannes Itten (1888 – 1967) wurde durch seine Lehrtätigkeit und Arbeit mit Studenten am Bauhaus zum Begründer der Farbtypenlehre (Hauptwerk: >>Kunst der Farbe<<), die sich an Goethes Farbenlehre und der seines (Ittens) Lehrers Adolf Hölzel anlehnt und beide erweitert bzw. vervollständigt.

Der olle Goethe hat nicht nur eine Menge Zeugs geschrieben, sondern auch ein großes Interesse an Farben gehabt und war in der Lage, diese unabhängig von der Form oder dem Inhalt in der freien Natur zu genießen, wie er es in einem Reisebericht beschreibt: >>Auf einer Harzreise im Winter (1777) stieg ich gegen Abend vom Brocken herunter, die weiten Flächen auf- und abwärts waren beschneit, die Heide von Schnee bedeckt, alle zerstreut stehenden Bäume und vorragenden Klippen, auch alle Baum- und Felsenmassen völlig bereift, die Sonne senkte sich eben gegen die Oderteiche hinunter. Waren den Tag über, bei dem gelblichen Ton des Schnees, schon leise violette Schatten bemerklich gewesen, so musste man sie nun für Hochblau ansprechen, als ein gesteigertes Gelb von den beleuchteten Teilen widerschien. Als aber die Sonne sich endlich ihrem Niedergang näherte und ihr durch die stärkeren Dünste höchst gemäßigter Strahl die ganze, mich umgebende Welt mit der schönsten Purpurfarbe überzog, da verwandelte sich die Schattenfarbe in ein Grün, das nach seiner Klarheit einem Meergrün, nach seiner Schönheit einem Smaragdgrün verglichen werden konnte. Die Erscheinung ward immer lebhafter, man glaubte sich in einer Feenwelt zu befinden, denn alles hatte sich in die zwei lebhaften und so schön übereinstimmenden Farben gekleidet, bis endlich mit dem Sonnenuntergang die Prachterscheinung sich in eine graue Dämmerung und nach und nach in eine mond- und sternhelle Nacht verlor.<<

Goethes Hauptwerk zur Farbenlehre ist der >>Entwurf einer Farbenlehre<< von 1810, in welchem er sich recht polemisch gegen Newtons Farbenlehre wendet. Itten dagegen interessierten die Farben nicht nur theoretisch, denn er war selbst Maler, und er erforschte sowohl die Wirkung der Farbe auf den Rezipienten als auch ihr Zusammenwirken mit der Form. Er ordnete den Farben Formen zu; das Quadrat sei beispielsweise rot, ein Kreis blau, ein Dreieck gelb. Das hat und macht auch alles seinen Sinn, aber die Erklärung erscheint mir an dieser Stelle zu lang und zu öde. Jedenfalls wird seine Farbtheorie noch heute an einigen Kunsthochschulen gelehrt.
Mein Kunstprofessor meinte nach seinen Vorlesungen darüber, man solle den >>ganzen Quatsch<< gefälligst gleich wieder vergessen, denn, das seien Gesetzmäßigkeiten, die in der Kunst gebrochen werden müssten, sonst sei das alles nur >>Scheißdreck<< und tauge nichts.

Kunst muss schon etwas können oder bewirken; nach Goethe - im Gegensatz zu Newton, aber der kam ja auch aus einer ganz anderen Abteilung und verdarb sich die Augen bei seinen Versuchen zum Thema - soll das Ziel der Rezeption die Bewusstseinserweiterung sein, und das wird auch erreicht, den Farbe erweitert naturgemäß die Wahrnehmung – ein rotes Quadrat bewirkt beim Betrachter etwas anderes als ein schwarzes. Manche Leute macht eine rote Farbfläche tatsächlich aggressiv. Ich persönlich werde wütend, wenn ich auf ein grünes Gemälde schaue. Wo Grün doch so beruhigen soll… Aber da kommt es dann wieder auf die FORM an – ein Blatt im Wind wirkt einfach anders. In diesem Kontext bekommt monochrome Malerei eine emotionale Bedeutung! Und das sieht der Banause nicht.

Darum sagte mein Professor gerne: >>Die abstrakte und monochrome Malerei hat gerade erst begonnen, weil die Menschen sie noch immer nicht verstehen.<<

In der Abstraktion, in der die übliche Perspektive aufgehoben wird, es aber eine Paraperspektive gibt, die Tiefe und Spannung erzeugt, ist jede Form und jede Farbe gleich wichtig, einzig der Raumaspekt zählt, die sogenannte 4. Dimension (Bewusstseinserweiterung!). Da jedes Teil, jede Farbe gleich wichtig ist, ist der Betrachter oft irritiert und versucht einen Sinn zu sehen, versucht, wie etwa beim Expressionismus oder Impressionismus, etwas Gegenständliches zu erkennen. Doch das ist Unsinn und funktioniert nicht, wenn man abstrakte Malerei verstehen will; es geht einzig um Komposition und Emotionen.

Von der Farbe kommt man automatisch zur Form. Die Malerei des 20. Jahrhunderts machte neue Inhalte, aber auch Farbzusammenhänge möglich. Und das geht immer weiter. Während man um 1960 noch lehrte: >>Grün und Blau trägt die Sau<<, kümmern solche Sprüche heute überhaupt nicht; im Gegenteil: Es geht ja darum, immer wieder die Regeln zu brechen und Neues zu schaffen, wobei ich nicht weiß, ob eine richtige Revolution in der Kunst noch möglich ist, aber who knows?

Nach 1900, nach Macke und Marc zum Beispiel, verselbstständigte sich die Farbe, sie wurde ungegenständlich und zum eigenen Thema, soll heißen: Bildinhalt. Abgesehen von der Komposition natürlich. So musste sich der Betrachter nun mit dem Wert der Farbe auseinandersetzen, da sie ganz im Vordergrund steht – ist sie doch auch DAS Medium der Malerei! Dazu bedarf es von Seiten des Künstlers sowie auch des Betrachters einer großen Reife, was das Sehen angeht, viel Einfühlungsvermögen und Hingabe. Denn man muss sich der Farbe HINGEBEN, die Farbe >>leben<<, so lange in das Farbgeschehen eintauchen, bis die Form auftaucht, was sehr schnell gehen kann, aber nicht muss. Und Form ist nicht gleich Gegenstand! Das kann man nicht deutlich genug betonen. Wie im Leben kann nichts erzwungen werden, sonst würde das Ergebnis nicht stimmen, es würde schlicht peinlich. So peinlich wie ein schlechtes Gedicht oder ein hingepfuschtes Bild von jemandem, der von Malerei keine Ahnung hat. Es muss immer auf Stimmigkeit geprüft werden. Eine Farbform, die nicht stimmt, wirkt banal und aufgesetzt. Es war Cézanne, der sagte: >>Man muss die Farbe leben, die Farbe WERDEN.<< Sich also hinein fühlen. Fühlen, was sie mit einem macht, siehe Itten. Die Komposition besteht dann stets aus einer Außen- und Innenform und durch Kontraste, von denen es eine wahre Fülle gibt; durch die Vielfältigkeit der Kontraste und die Mehrfarbigkeit wird noch mehr Spannung erzeugt. Während man bei der monochromen Malerei über eine Farbe meditiert, sich nur auf diese eine Farbe, von der es meist unzählige Varianten gibt, konzentriert, das „perfekte“ Rot oder Grün oder was auch immer erstrebt, wird bei der Mehrfarbenmalerei das Augenmerk auf die Kontraste der Farben gelegt. Die Kontraste sind nach Goethe und Itten Hell-Dunkel-Kontraste, Warm-Kalt-Kontraste, Farbansichtskontraste (jede Farbe zu jeder Farbe), reine Farbe zu getrübter Farbe, Quantitäts-Kontraste (Viel-Wenig-Kontraste), Komplementär-Kontraste, Simultan-Kontraste und Sukzessiv-Kontraste (Stichwort Nachbild und Gegenfarbe).

Kunst soll das Bewusstsein erweitern und zum Nachdenken anregen. Ob man das mag oder nicht, entscheidet man selbst. Wie immer im Leben geht es auch hier darum, sein Hirn einzuschalten und ein eigenes Urteil zu bilden. Ob man was mag oder etwas schön findet, ist jedoch nicht das Kriterium zur Beurteilung guter oder wahrer Kunst; was gute Kunst ist, erschließt sich oftmals nur dem >>eingeweihten<< und geschulten Betrachter. Auch in anderen Bereichen maßt man sich ja nicht an, sich sofort ein Urteil zu bilden, obwohl man sich nie mit der Materie befasst hat!!! Sehen ist nicht gleich Sehen!

(c) KBotha 2010

Magenta, 100 x 140 cm, KBOTHA 2010