Montag, 17. Oktober 2011

Wie man ein Tattoo bis zur Heilung pflegt

von KRISTINA BOTHA
Sonnenblume, PL-Symbol
 und Mond-und Sterne-Mini-Kosmos
auf lieber Freundin (c) KBotha

Darüber, wie man ein frisch gestochenes Tattoo versorgt und es bis zur Heilung pflegt, gibt es so viele Anleitungen, wie es Tätowierer gibt. Im Folgenden schildere ich das, was sich für mich in den vergangenen Jahren bewährt hat.


1. 
Den üblichen Verband aus Frischhaltefolie spätestens nach 6 Stunden entfernen. Wenn man den Verband erst spät am Abend angelegt bekommen hat, kann man auch damit schlafen, sollte ihn aber nach dem Aufstehen abmachen. Im Laufe der Jahre bin ich mehr und mehr davon abgekommen, Verbände aus Frischhaltefolie anzulegen, den die Haut kann darunter nicht atmen und dadurch kann die sowieso schon verletzte Haut noch mehr Irritationen bekommen. Im Idealfall verbinde ich ein Tattoo sogar gar nicht mehr, aber das ist nicht immer möglich, denn man muss ja irgendwann mal schlafen und läuft in den ersten zwei Tagen Gefahr, am Bettlaken festzukleben. Ich bevorzuge dann sterile Ölverbände aus der Apotheke, oder man nimmt ein sauber ausgekochtes weiches Baumwolltuch, zum Beispiel ein Herrentaschentuch, zum Verbinden, darunter kommt ordentlich Salbe, und sollte am nächsten Morgen was kleben, einfach Wasser drüber, dann löst sich das Tuch. Regelmäßiges Abduschen des Tattoos ist sowieso angesagt - Vollbäder bitte nicht.
2.
Erst Hände waschen und dann das Tattoo vorsichtig mit lauwarmen Wasser und milder Seife abspülen. Am besten eignet sich tatsächlich grüne Seife (z.B. BUDNI). Das hört sich erst mal komisch an, weil grüne Seife heutzutage in Drogerien unter den Putzmitteln steht; tatsächlich ist es aber Seife in Reinform mit dem Vorteil, dass sie flüssig ist und nicht brennt wie Kernseife am Stück. Green Soap ist übrigens DAS Mittel der Wahl bei Tätowierern. Hört sich besser an als "grüne Seife", meint aber das Gleiche. Seifenbäder mit grüner Seife werden auch heute noch wegen ihrer stark desinfizierenden Wirkung von Hautärzten bei allen möglichen entzündlichen Hautkrankheiten verordnet (z.B. Nagelbettentzündung). Das Tattoo sollte nicht geschrubbt, die austretende Farbe nur sanft weggewaschen werden. Dass Farbe und Wundwasser in diesem Stadium austreten, ist vollkommen normal und kein Grund zur Beunruhigung. Mit einem sauberen Tuch oder Kleenex vorsichtig trocken tupfen. Am besten aber an der Luft trocknen lassen. 
3. 
Nach dem Waschen das Tattoo mit Bepanthen oder einer anderen Panthenol-Heilsalbe oder -lotion (beispielsweise Panthenolcreme von Ratiopharm) dünn eincremen. Es gibt in der Apotheke auch Panthenolspray, was den Vorteil hat, dass man die Wunde nicht anfassen muss.
Keine Vaseline, Penaten-, Zink- oder Niveacreme verwenden! (trocknet aus, heilt schlecht)
Eine Creme, die sich bei der Heilung bewährt hat, ist allerdings auch Satina (von Sanex/BUDNI), und manche Leute schwören auf Melkfett oder Ringelblumensalbe. Brand- und Wundgel aus der Apotheke kühlt wunderbar, ist allerdings vielleicht nicht fetthaltig genug. Hier sollte man sich nach den Bedürfnissen der eigenen Haut richten.
Das so versorgte Tattoo sollte jetzt möglichst Luft bekommen, denn an der Luft heilt es besser als unter einem Verband. Ob man das Tattoo so ohne Weiteres „lüften“ kann, hängt natürlich von vielen Faktoren ab: von der Körperstelle, ob man zur Arbeit muss oder schlafen geht usw. WENN es irgend geht, bitte den Verband ab diesem Zeitpunkt weglassen. Falls das nicht geht, das Tattoo dicker eincremen und mit einem sauberen leichten Baumwollstoff bedecken, den man, sollte das Tattoo sehr nässen und der Stoff daher an der Wunde festkleben, nur nass machen braucht (DUSCHE!), um ihn wieder abzuziehen.
Nur in Extremsituationen, in denen man befürchtet, dass die Wunde verschmutzen könnte, wieder einen Verband aus Frischhaltefolie und Tesa oder Malerkrepp anlegen.
Die Folie schützt zwar einerseits optimal, aber darunter kann die Wunde nicht atmen, also nur in Ausnahmefällen anlegen!
Verunreinigungen, die eine Entzündung hervorrufen können, müssen unbedingt vermieden werden, daher immer Hände waschen, bevor man die Stelle berührt, nur saubere Kleidung darüber, Schmutz jeder Art, wie Staub, Tierhaare u. a. strikt meiden, keinen anderen das frische Tattoo berühren lassen.

Das Tattoo wird auf diese Weise in den ersten 3 Tagen versorgt. Alle paar Stunden waschen und eincremen. Eincremen immer sofort, wenn die Haut sich trocken und rissig anfühlt!  In den ersten Tagen kann die Haut um das Tattoo, je nach Körperstelle und Größe der Wunde, gerötet und heiß oder gar geschwollen sein. Dies ist kein Grund zur Beunruhigung. Rötungen und Schwellungen gehören zum Heilungsprozess dazu und verschwinden nach ca. 3 Tagen von selbst. Die Schwellungen kann man mit Eispackungen lindern, aber bitte immer ein sauberes Tuch um das Eis legen, nie direkt auf die Wunde geben, das gilt auch für Kühlelemente. Es ist möglich, dass in den 3 Tagen nach dem Tätowieren immer noch Wundwasser austritt, dies sollte danach aber aufhören.

Die Haut darf nie austrocknen, das Tattoo muss immer geschmeidig gehalten werden!!!

4. 
Nach ein paar Tagen bildet sich eine feine Kruste, die von selbst abgeht. Nicht kratzen oder zupfen, auch wenn es verlockend ist, die Haut abzuziehen. Es besteht die Gefahr, dass sich Farbpartikel lösen.
5. 
Noch einmal: NICHT KRATZEN, auch wenn es juckt. Das Jucken ist ein gutes Zeichen, es bedeutet, dass die Heilung in vollem Gange ist. Das Tattoo nie mit den Fingernägeln oder gar mit schmutzigen Fingern berühren. Hilfreich gegen den Juckreiz ist das Aufsprühen von Thermalwasser (aus der Apotheke).
6.
In den ersten 3 Wochen nach dem Tätowieren keine Sonnenbäder, Solarium, Sauna oder Schwimmbad. Sport kann in Maßen betrieben werden, wenn die Haut nicht zu sehr strapaziert und gezerrt wird. Dies ist auch abhängig von der Größe des jeweiligen Tattoos. Duschen ist jederzeit möglich und auch erwünscht, aber bitte nicht zu lange und zu heiß, weil das Tattoo austrocknen könnte. Kühles Wasser (kein starker Wasserstrahl) wird gerade in den ersten Tagen als sehr angenehm empfunden.
7. 
 Bis zur vollständigen Verheilung (2 bis 3 Wochen) darf kein Schmutz an das Tattoo kommen! Die Haut immer noch regelmäßig eincremen, sie wird auch danach „verlangen“.
8.
Sollte Dir dennoch etwas „seltsam“ vorkommen oder Du noch Fragen zum Heilungsverlauf haben, rufe bitte Deinen Tätowierer an!
9. 
Nach zirka 1- 2 Monaten hat sich die Haut vollständig erneuert. Jetzt erst lässt sich beurteilen, ob das Tattoo nachgestochen werden muss, weil Farbe während des Heilungsprozesses verloren gegangen ist. Falls das Tattoo nachgestochen werden muss, melde Dich bei Deinem Tätowierer so bald wie möglich. Nach Ablauf von 3 Monaten wird das Nachstechen im Allgemeinen wieder kostenpflichtig.
10.
Wer lange Jahre an seinen Tätowierungen Freude haben will, sollte intensive Sonneneinstrahlung unbedingt meiden. Nur mit Lichtschutzfaktor 50 an den Strand. Und selbst das Bräunen mit hohem Lichtschutzfaktor kann unschöne Auswirkungen auf die Malerei haben. Ein Tattoo leidet einfach, wenn die Haut sehr gebräunt wird. Der Künstler kann noch so gut sein, für die Nachsorge sind die Sammler zuständig. Das gilt ja auch für Malerei in Museen :-)

Was man im Haus haben sollte:

Panthenol-Creme oder - Lotion
Grüne Seife / ph-neutrale Seife
Saubere Baumwolltücher 

Saubere Handtücher / Küchentücher /Kleenex
Frischhaltefolie und Malerkrepp oder sterile Ölverbände
Eventuell Kühlelement, Thermalwasser, Wundspray


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